VERSCHWöRUNGSTHEORIE
(Kategorie: Verschwörungstheorie)
Was eine V. ist, wissen vermutlich die meisten Leser eigentlich - man denkt an die Mondlandung, diverse 9/11-Thesen oder natürlich die Bielefeld-Verschwörung. Aber was haben all diese Thesen gemein?
Der Begriff der V. ist eine Übersetzung des englischen conspiracy theory. "Conspiracy" heißt zwar übersetzt "Verschwörung", ist aber im Englischen erstmal weniger abwertend als im Deutschen! In den USA ist conspiracy nämlich ein ganz normaler Straftatbestand: Wenn Sie mit drei Freunden eine Bank ausraubten, selbst aber nur den Fluchtwagen fuhren, dann werden Sie wegen conspiracy angeklagt... Es geht also um so etwas wie aktive Beteiligung und vor allem Mitwisserschaft.
Eine V. ist nun immer eine Theorie, die folgende Elemente enthält:
- Es geht um ein großes Geheimnis, das vor der Welt verborgen werden soll.
- Nur wenige kennen dieses Geheimnis, meist handelt es sich um einen elitären Machtzirkel, dem unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen. Gern genommene Kandidaten:
- die amerikanische Regierung bzw. Geheimdienste,
- der Vatikan,
- naturgemäß auch alle anderen Geheimdienste,
- mafiöse Strukturen,
- große Firmen, vorzugsweise international tätige.
- Das zu schützende Geheimnis ist meist ungeheuer - es sollen wahlweise Lügen vertuscht werden (die Mondlandung war gefälscht, 9/11 war von der Regierung inszeniert), "irre" Fakten unter Verschluss gehalten werden (Aliens in der Area 51), oder es die Wahrheit sei zu gefährlich - es würden Revolten ausbrechen, wenn sie bekannt würden (auch hier natürlich: 9/11 beispielsweise). Gern auch mehrere dieser Punkte gleichzeitig.
- Anders als bei wissenschaftlichen Theorien wird Gegenbehauptungen anders entgegnet, nämlich nicht sachlich: Dem Zweifler der V. wird beispielsweise unterstellt, er gehöre "dazu" (und ist daher unglaubwürdig). Argumentationen bewegen sich, wenn sie überhaupt stattfinden, nur im Dunstkreis der Argumente, die die Theorie stützen - das ganze ist also selbstbezüglich. Zweifler werden von der V. nicht überzeugt, sondern eher bekehrt. Oft hat die Beschäftigung der Überzeugten mit der V. etwas leicht religiöses...
- Das Fehlen von Beweisen für eine V. ist für den Überzeugten interessanterweise oft ein Indiz FÜR die V., nicht gegen sie, wie man es erwarten würde! (Denn "Sie" haben perfekt dafür gesorgt, dass die Verschörung unsichtbar bleibt...) Taucht ein Beweis GEGEN die V. auf (wird z.B. die Apollo-11-Landestelle auf dem Mond fotografiert), dann wird dieser diskreditiert statt widerlegt ("Das Foto ist manipuliert".)
Problematisch ist, dass sich die eine oder andere V. im Nachhinein als wahr herausstellt! Lange galt beispielsweise als V., dass es organisiertes Verbrechen (zunächst in den USA) überhaupt gab! Das ist heute kaum vorstellbar (jeder kennt die Mafia), aber das ist gerade spannend: Der Übergang von V. zu "wahr" kann sehr schnell gehen, und danach denkt sich jeder: Wie konnte ich jemals anderer Meinung sein?
Und wie bekommt man heraus, ob eine Theorie eine V. ist? Benutzen Sie Ockhams Rasiermesser!